Handaufzucht eines jungen Eisvogels 

 

Am 11.Juni 2004 brachte mir unser Amtstierarzt  einen jungen Vogel mit einer leichten Flügelverletzung . Er glaubte , dass es eine junge Blauracke währe . Es stellte  sich aber heraus , dass es ein junger Eisvogel war .

Eisvögel gehören zur Ordnung der Rackenvögel .

Zu den Rackenvögeln zählen in Deutschland ,neben dem Eisvogel als bekanntesten noch der Wiedehopf  als relativ häufiger Brutvogel . Weiterhin gehört noch der Bienenfresser als regelmäßiger Brutvogel in Süddeutschland (Oberrein) dazu und die Blauracke . Diese gilt bei uns seit ca.20 Jahren als ausgestorben.

Zur Zeit wird untersucht ob es möglich ist Blauracken hier in ihrem ursprünglichen  Brutgebiet wiederanzusiedeln. Zum Zwecke des Auswilderns werden  Blauracken gezüchtet. Für diese Zucht ist eine Gehegegenehmigung zu beantragen . Dazu müssen die Zuchtanlagen vom Amtstierarzt besichtigt werden .Deswegen wusste er von der Zuchtmöglichkeit vor Ort .

 

Der kleine Vogel kam zunächst in einen eigenen kleinen Käfig . Bei diesem war nur die Vorderseite offen , um dem Vogel etwas mehr Sichtschutz zu geben .Im Käfig befand sich Wassernapf eine Sitzstange und eine Wurzel , diese wurde bevorzugt zum sitzen und auch zum schlafen benutzt . An den Käfigwänden wurden einige belaubte Äste angebracht . Eingestreut wurde mit Hobelspänen .

Das Futter bestand  je zur Hälfte aus  kleine Fischchen und zur anderen in jeweils etwa gleichen Teilen eingefrorenen Steppengrillen , frisch  gehäutete getöteten Zophobas (ähneln sehr großen Mehlwürmern) aus eigener Futtertierzucht  und zerkleinerten Eintagsküken .Die Kükenstückchen wurden mit Haut und Daunen verfüttert , das ist sehr wichtig für die richtige Gewöllebildung .Mit den Gewöllen werden alle unverdaulichen Nahrungsbestandteile wie Gräten , Knochen , Chetinteile der Grillen und Daunen ausgespieen .

Da es sehr schwer war kleine Fischchen (max. 5cm lang) zubekommen , wurden größere in kleinere Streifen geschnitten ohne größere und harte Gräten. Täglich 1mal fütterte ich ihm ein in ein Mineralstoff-Vitamingemisch (Betapan) gewälzten  Fisch .Gefüttert wurde mit einer schwarzen vorn abgerundeten Plastpinzette .

Die Fütterung gestaltete sich sehr schwierig , da der Vogel  in erster Zeit nicht alleine sperrte.

Dazu kam noch das Problem , dass das Futter tief in den Rachen gestopft werden musste damit er es richtig herunterschlucken konnte .         

Nach  einer Woche sperrte er dann selbstständig , allerdings immer nur sehr kurzzeitig so das es einiger beiderseitiger Übung bedurfte bis die Übergabe einigermaßen klappte .

Etwa alle 2 Stunden wurde gefüttert , von morgens 5.30 Uhr bis abends 23.00 Uhr .

Einige Tage später flatterte er dem Futter schon entgegen .Seine Flugversuche wurden auch von Tag zu Tag immer besser .Er flog nun auch schon einmal  durch die Wohnung , wobei er die für fliegende Eisvögel typischen  kurzen „tit-tit-tit“ Laute hören ließ .Ab dem 4.Juli pickte er sein Futter , das sich allerdings bewegen musste , teils alleine auf .

Die frisch gehäuteten noch weißen Zophobas wurden jetzt lebend gereicht . Die flüchtenden Würmer wurden von ihm gefangen und mit kräftigen Schlägen gegen einen Stein oder den Käfigboden getötet  , weich geklopft und verspeist .Das andere „ unbewegliche“ Futter wurde einfach mit einem längerem , dünnerem  Holzstäbchen bewegt . Erst dann wurde es als „Beute“ erkannt und ebenso behandelt wie zuvor die                                                                                      Zophobas .

An das fischen „nach Eisvogelart“ dachte er überhaupt nicht . Kleine lebende Fische in einer Wasserschale wurden gar nicht  beachtet .

Am 5.Juli wurde er tagsüber in eine Außenvoliere  umquartiert , nachts blieb er noch in seinem Käfig . Die Voliere ist überdacht und zweiseitig geschlossen ausgestattet mit Wassernapf einer großen Wurzel ,einigen Steinen und einigen Ästen .

Bis zum 8.Juli verlief alles wie gewohnt .Seine Flüge wurden sicherer .Nur mit gezielten Landungen hatte er noch Schwierigkeiten .

Am 8.früh um 7Uhr  setzte ich „EISI“, wie wir ihn mit der Zeit nannten , wieder in seine Voliere .In der Nacht hatte es sehr stark geregnet , so das trotz dem Überdach alles nass und rutschig war .Nach einer knappen halben Stunde kam ich von meiner täglichen Kontrollfahrt zurück .Mein erster Blick wie seit 4 Wochen , was ist mit EISI ?

Erst als ich ihn von weitem nicht sehen konnte , ging ich in die Voliere dort fand ich ihn  ertrunken in seinem Wassernapf .

Höchst wahrscheinlich ist er beim landen auf der Wurzel abgerutscht und genau in dem mit nur 2cm Wasser gefüllten Blumenuntersetzer von ca.20cm Durchmesser  gefallen .

Da das Jugendgefieder noch nicht Wasserdicht ist , hat es sich sehr schnell voll gesogen , so das es dem kleinem Vogel nicht mehr möglich war sich zu retten .

Es ist natürlich sehr schade , das es trotz aller Anstrengungen so enden musste  und es nicht mehr möglich war den kleinen Kerl wieder frei zu lassen .    

Blauracke im ...    zurück